

Die Kunst des Aperitifs – Geschichte, Kultur und Renaissance eines Lebensgefühls
Trend und Tradition vereint in einem Glas vor dem Essen
Ein Aperitif ist weit mehr als nur ein Getränk vor dem Essen – er ist ein Ritual, ein Lebensgefühl, Ausdruck von Geselligkeit und für viele Menschen ein wichtiger Teil der Alltagskultur.
Woher kommt der Brauch in geselliger Runde vor dem Essen ein Getränk zu reichen? Wie haben Länder wie Italien und Frankreich diese Kultur geprägt? Wie ist das Ritual nach Deutschland gekommen? Und warum erlebt der Aperitif gerade jetzt eine Renaissance in der Gastronomie? Welche neue Variationen des Apéro liegen im Trend? In unserem Dossier zeigen wir eine große Vielfalt und gehen auch ungewöhnlichen Fragen auf den Grund.
Essen und Geselligkeit – von der Antike zur Moderne
Das Wort Aperitif leitet sich vom lateinischen Verb aperire ab, was so viel wie öffnen bedeutet. Genau das ist seine Funktion: Der Aperitif soll sprichwörtlich den Magen öffnen, also den Appetit anregen und auf das folgende Mahl einstimmen. Erste Formen gab es schon in der Antike, als Griechen und Römer vor ihren Festmahlen einen Becher gewürzten Wein oder einen bitteren Kräutertrank genossen. Diese Getränke waren nicht nur aromatisch, sondern verfügten angeblich auch über verdauungsfördernde Eigenschaften.
Im Mittelalter und der Renaissance waren es vor allem Klosterbrüder, die bittere Kräuterelixiere herstellten, die oft als Heilmittel, aber auch als Genussmittel dienten. Die eigentliche Kultur des Aperitifs, wie wir sie heute kennen, entwickelte sich im 18. und 19. Jahrhundert in Frankreich und Italien – mit der Entstehung spezieller, leichter alkoholischer Getränke, die genau auf den Genuss vor dem Essen abgestimmt waren.




Aperitif-Kultur in Italien: La Dolce Vita on the Rocks
In Italien steht der Aperitivo für mehr als nur Tradition – er symbolisiert einen Lebensstil. Spätestens seit den 1920er Jahren war es üblich, sich vor dem Abendessen mit Freunden oder der Familie zu treffen, um in einer Bar oder auf einer sonnigen Piazza einen Aperitif zu genießen. Getränke mit bitteren Kräutern und Zitrusnoten, oft kombiniert mit Schaumwein oder Soda, gehörten hier zur klassischen Auswahl.
Doch ein Aperitivo in Italien ist nie nur ein Getränk – er kommt immer mit kleinen Häppchen, den sogenannten stuzzichini. Dazu gehören kleine Snacks sowie Oliven, Käse, Crostini oder luftgetrockneter Schinken. In den Städten Norditaliens wie Mailand und Turin hat sich daraus die legendäre Aperitivo-Kultur entwickelt, bei der Bars am frühen Abend regionale Spezialitäten und Snacks anbieten – oft so reichhaltig, dass das eigentliche Abendessen fast überflüssig wird.
Apéro in Frankreich – Wein, Kunst und Eleganz
Auch in Frankreich hat der Aperitif eine lange Tradition. Hier geht es oft etwas eleganter und feiner zu als beim geselligen italienischen Pendant. Klassische Vorabend-Getränke aus Frankreich schmecken oft trockener, subtiler und werden gerne mit leichten, raffinierten Snacks wie Canapés, Nüssen oder Pasteten kombiniert.
Von Paris bis zur Côte d’Azur gehört der Aperitif zum festen Bestandteil des täglichen Lebens. Ob an einem lauen Sommerabend mit Blick aufs Mittelmeer oder in einer urbanen Brasserie – der französische Aperitif hat Stil und Eleganz. Auch hier spielt die Kombination aus Getränk und Speisen eine große Rolle: Salzige Snacks und Kräuteraromen verstärken das Geschmackserlebnis und bereiten perfekt auf das Abendessen vor – und dieses hat bekanntermaßen einen sehr hohen Stellenwert in der französischen Alltagskultur.




Die Entwicklung in Deutschland vom Verdauerle zum modernen Aperitif
Deutschland hat traditionell eine andere Herangehensweise an das Thema. Hier waren lange Zeit vor allem hochprozentige Verdauungsschnäpse nach dem Essen beliebt. Das hat sich in den letzten Jahren geändert. Die Aperitivo-Kultur hat auch hierzulande Einzug gehalten – vor allem in Großstädten, wo Bars und Restaurants vermehrt kreative Konzepte umsetzen. Der Einfluss der südlichen Nachbarn ist nicht mehr zu übersehen, sowie sich auch das klassische deutsche Abendbrot gegenüber internationaleren Variationen geöffnet hat.
Im kulinarischen Vorprogramm findet man heute auf den Getränkekarten leichte, bittere oder frische Drinks mit Kräutern und regionalen Zutaten. Dazu werden oft kleine, moderne Häppchen wie eingelegtes Gemüse, Käsevariationen oder herzhafte Tartelettes gereicht. In Städten wie Berlin, Hamburg oder München ist der Aperitif längst nicht mehr nur eine übernommene mediterrane Tradition, sondern ein fester Bestandteil des urbanen, kosmopolitischen Lebensgefühls.
Die Renaissance: Warum der Apèro jetzt wieder so beliebt ist
In den letzten Jahren hat der Apéro ein echtes Comeback erlebt – und das weltweit. Doch warum? Zum einen hat sich die Trinkkultur verändert: Immer mehr Menschen suchen nach leichteren Alternativen zu hochprozentigen Cocktails oder schweren Bieren. Der Aperitif bietet genau das – er ist erfrischend, aromatisch spannend und oft weniger alkoholhaltig.
Zum anderen ist die Kombination aus Essen und Trinken heute gefragter denn je. Foodpairing ist längst nicht mehr nur etwas für Sommeliers oder Spitzenköche – jeder kann mit Aromen experimentieren und herausfinden, welche Kombinationen miteinander harmonieren oder die Erwartungen übertreffen. Der Aperitivo bietet die perfekte Möglichkeit, dies auf spielerische Weise zu tun.
Auch in der heutigen Renaissance zählt: der Aperitif ist nicht nur ein Getränk, sondern eine gesellige Gelegenheit, zusammenzukommen, den Tag ausklingen zu lassen und den Abend einzuleiten. Gerade in einer Zeit, in der bewusster Genuss immer wichtiger wird, passt der Aperitif perfekt in den Zeitgeist.
Fazit: Ein ganzes Lebensgefühl
Egal, ob in Italien, Frankreich oder Deutschland – der Aperitif hat überall seine eigene Kultur und Tradition. Doch eines ist überall gleich: Er ist ein Moment des Innehaltens, ein Ritual des Genusses und Ausdruck von Lebensfreude.
In einer Welt, die immer hektischer wird, ist der es vielleicht genau das, was wir alle brauchen: Ein kleines bisschen Entschleunigung, ein guter Drink, leckeres Essen und die besten Freunde an unserer Seite. Also, warum nicht den nächsten Abend mit einem Aperitif beginnen? Santé, Salute und Prost!


Die Vielfalt des Aperitifs: Eine Welt voller Geschmack und Tradition
Ein Aperitif ist nicht nur ein Getränk – er ist ein Erlebnis, ein Ritual, ein erster Vorgeschmack auf einen genussvollen Abend. Von Frankreich über Spanien und Italien bis in die Schweiz gibt es eine beeindruckende Vielfalt an Aperitif-Getränken, die sich in Zutaten, Traditionen und dem perfekten Foodpairing unterscheiden. Tauchen wir ein in eine faszinierende Welt!
Frankreich – Die Eleganz
Frankreich ist die Heimat vieler legendärer Aperitif-Klassiker. Hier genießt man den Aperitif mit Stil – ob in einer Pariser Brasserie oder an der Côte d’Azur mit Blick auf das Mittelmeer.
Beliebte französische Aperitifs
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Pastis: Der Anis-Klassiker aus Südfrankreich wird mit Wasser verdünnt und bringt eine sommerliche Frische ins Glas. Perfekt mit Oliven.
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Kir: Weißwein mit einem Schuss Crème de Cassis – elegant und leicht, ideal zu Canapés.
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Schaumweine und Crémant: Leichte, prickelnde Genüsse, die hervorragend zu Käse und Meeresfrüchten passen.
Welcher französische Drink passt in welche Jahreszeit?
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Sommer: Pastis – leicht, erfrischend, perfekt für heiße Tage.
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Herbst: Kir – fruchtig und sanft, ideal für die ersten kühlen Abende.
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Winter: Ein kräftiger Wermut oder Crémant mit Kastanienpastete.
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Frühling: Ein leichter Weißwein-Aperitif mit Zitrusnoten.
Spanien – Das geselliges Ereignis
In Spanien gehört der Aperitif zum Alltag – oft als entspannter Auftakt für das lange Abendessen oder als Hauptdarsteller eines ausgedehnten Tapas-Abends.
Beliebte spanische Aperitifs
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Vermú: Spanischer Wermut, oft mit Orange oder Olive serviert, ein Klassiker in Madrid und Barcelona.
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Cava: Der spanische Schaumwein – ideal für besondere Anlässe.
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Tinto de Verano: Rotwein mit Zitronenlimonade – sommerlich und unkompliziert.
Perfekte Foodpairings
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Vermú mit Jamón Ibérico und Manchego.
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Cava mit Meeresfrüchten oder leichten Salaten.
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Tinto de Verano mit Patatas Bravas oder Tortilla Española.
Italien: “La Dolce Vita” im Glas
Italien ist berühmt für seine Aperitivo-Kultur, bei der das Getränk nie ohne eine kleine Leckerei daherkommt.
Beliebte italienische Getränke
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Spritz: Bitterlikör, Prosecco und Soda – ein erfrischender Klassiker.
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Negroni: Bitter, süß und stark – für Liebhaber kräftiger Aromen.
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Americano: Eine leichtere Negroni-Variante mit Soda statt Gin.
Italienische Aperitif-Traditionen
In Städten wie Mailand oder Venedig trifft man sich zum “Aperitivo”, oft begleitet von Oliven, Crostini und Parmesan. Eine wunderbare Art, den Tag ausklingen zu lassen!
Der perfekte Aperitif für jede Jahreszeit
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Sommer: Spritz – eisgekühlt und erfrischend.
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Herbst: Negroni – würzig und warm.
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Winter: Ein kräftiger roter Wermut.
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Frühling: Americano – leicht und fruchtig.
Schweiz: der alpine Charme
Die Schweiz mag eher für Schokolade und Käse bekannt sein, aber auch hier gibt es eine beeindruckende Aperitif-Kultur!
Schweizer Drinks
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Absinth: Einst verboten, heute wieder geschätzt – stark, kräuterig und mystisch.
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Weißer Wermut: Eine elegante Wahl mit blumigen Aromen.
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Fendant: Ein Schweizer Weißwein, der besonders gut zu Käse passt.
Perfekte Kombinationen
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Absinth mit dunkler Schokolade oder Trockenfrüchten.
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Weißer Wermut mit geräuchertem Fisch oder Nüssen.
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Fendant mit Raclette oder Fondue.
Egal, ob in Frankreich, Spanien, Italien oder der Schweiz – der Aperitif ist eine Einladung zum Genuss und zur Geselligkeit. Jede Region hat ihre eigene Tradition, doch eines ist überall gleich: Ein guter Aperitif ist der perfekte Auftakt für einen genussvollen Abend. Also, warum nicht den nächsten Abend mit einem Aperitif beginnen? Santé, Salute, Salud und Prost!


FAQ: Aperitif & Digestif
Ein Aperitif wird vor dem Essen serviert, um den Appetit anzuregen, während ein Digestif nach dem Essen getrunken wird, um das Essen abzurunden (umstritten ist, ob es die Verdauung unterstützt).
Aperitifs enthalten oft bittere oder spritzige Noten, die die Speichelproduktion fördern und die Geschmacksknospen aktivieren, sodass das Essen intensiver wahrgenommen wird.
Typische Aperitifs sind trockener Sekt, Wermut, Bitterliköre, Cocktails wie Negroni oder ein klassischer Spritz.
Digestifs enthalten häufig mehr Alkohol und Kräuterextrakte, die eine beruhigende Wirkung auf den Magen haben und die Verdauung fördern können.
Bekannte Digestifs sind Cognac, Grappa, Amaro, Enzian, Kräuterliköre oder Obstbrände.
Manche Getränke wie Wermut oder Sherry können sowohl als Aperitif als auch als Digestif serviert werden, je nach Sorte und Trinkweise.
Ja! Bittere Limonaden, Kräutertees oder alkoholfreie Spritz-Varianten können als Ersatz dienen.
Vor allem Frankreich, Italien und Deutschland haben eine lange Tradition, aber auch Spanien und die Schweiz sind bekannt für ihre Spezialitäten.
Obwohl Digestifs traditionell als verdauungsfördernd gelten, gibt es keine eindeutigen wissenschaftlichen Beweise. Die Kräuterbestandteile können jedoch wohltuend sein, der Alkohol hingegen reizend wirken.
Aperitifs sind oft Teil geselliger Abende, vor dem Essen oder bei Empfängen. Digestifs werden gerne nach einem langen Menü oder festlichen Essen genossen.